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Rundbrief 2/2000
November 2000
Artikel 4

Neonazis verbreiten weiter schwarze Listen

Braune Datensammler

Anfang vergangener Woche verbreitete die "Anti-Antifa Saarpfalz" eine schwarze Liste mit Namen von Antifaschisten. Unter der Überschrift "Anti-Antifa informiert" werden elf Personen mit Adresse und Telefonnummer aufgeführt, darunter zum Beispiel ein Mitglied der "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten und Antifaschistinnen" (VVN/BdA) aus Kaiserslautern.

Verschickt wurde die Liste per eMail an zahlreiche Organisationen aus dem rechten Spektrum.

Bereits im Herbst letzten Jahres geriet die "Anti-Antifa Kurpfalz", die Vorgängerorganisation der "Anti-Antifa Saarpfalz", in die Schlagzeilen:
In einer von ihr herausgegebenen Broschüre mit dem Titel "Wehrwolf" wurden 200 Namen und Adressen von Bundestagsabgeordneten, Journalisten, Vertretern jüdischer Gemeinden und Kontaktpersonen linker Organisationen aufgeführt. "Voran Wehrwölfe der Tat: Vereint gegen Rotfront, Dämocraten und Zioniste", lautete der Appell der Verfasser an die rechte Szene.

Im aktuellen Schreiben der "Anti-Antifa Saarpfalz" distanziert diese sich formal von eventuellen Angriffen gegen die genannten Personen: "Die hier aufgelisteten Adressen sollen natürlich nicht dazu benutzt werden, um irgendwelche unüberlegten Straftaten zu begehen".

Damit es keine "unüberlegten Straftaten" gibt, geben die Verfasser jedoch auch gleich Verhaltenstips: "Wenn ihr ihn anruft, dann von der Tel.zelle aus!" Dass die Neonazis ihre Datensammlungen durchaus zur Organisierung von Terroranschlägen benutzen, zeigt das Beispiel des Neonazis Kay Diesner. Dieser verübte einen Rohrbombenanschlag auf ein Berliner PDS-Mitglied, welches zuvor in den Listen der "Anti-Antifa Kurpfalz" aufgeführt wurde. Bei seiner anschließenden Flucht erschoß Diesner einen Polizeibeamten.

Eng verbunden ist die "Anti-Antifa Saarpfalz" mit der "Pfalzfront - Kameradschaft Karlsruhe". In deren Zeitschrift Pfalzfront findet man dann auch Lobeshymnen auf den inhaftierten Kay Diesner. Auf Aufklebern fordert die Pfalzfront unter anderem: "Freiheit für alle Nationalsozialisten".

Als Kontaktadresse der "Anti-Antifa Saarpfalz" dient ein Postfach in Ludwigshafen, über das weiteres "Infomaterial" angefordert werden kann. Auf jW-Anfrage bei der Pressestelle der Deutschen Post AG sieht diese sich rechtlich nicht in der Lage, gegen die Benutzung von Postfächern durch Neonazis einzuschreiten, so lange diese "von Privatpersonen eröffnet werden". Die Rechtsabteilung der Deutschen Post AG will nun aber prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, dies in Zukunft zu verhindern.
Quelle: Junge Welt vom 11.9.2000


Nachtrag:
Auf der Antifa-Antifa Mail waren nicht ein, sondern zwei Mitglieder unserer Kreisorganisation mit Namen und Anschrift verzeichnet.

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