Neonazis verbreiten weiter schwarze Listen
Braune Datensammler
Anfang vergangener Woche verbreitete die "Anti-Antifa Saarpfalz" eine
schwarze Liste mit Namen von Antifaschisten. Unter der Überschrift
"Anti-Antifa informiert" werden elf Personen mit Adresse und
Telefonnummer aufgeführt, darunter zum Beispiel ein Mitglied der
"Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten und
Antifaschistinnen" (VVN/BdA) aus Kaiserslautern.
Verschickt wurde die Liste per eMail an zahlreiche Organisationen aus dem
rechten Spektrum.
Bereits im Herbst letzten Jahres geriet die "Anti-Antifa Kurpfalz",
die Vorgängerorganisation der "Anti-Antifa Saarpfalz", in die
Schlagzeilen:
In einer von ihr herausgegebenen Broschüre mit dem Titel "Wehrwolf"
wurden 200 Namen und Adressen von Bundestagsabgeordneten, Journalisten,
Vertretern jüdischer Gemeinden und Kontaktpersonen linker Organisationen
aufgeführt. "Voran Wehrwölfe der Tat: Vereint gegen Rotfront, Dämocraten
und Zioniste", lautete der Appell der Verfasser an die rechte Szene.
Im aktuellen Schreiben der "Anti-Antifa Saarpfalz" distanziert diese
sich formal von eventuellen Angriffen gegen die genannten Personen:
"Die hier aufgelisteten Adressen sollen natürlich nicht dazu benutzt
werden, um irgendwelche unüberlegten Straftaten zu begehen".
Damit es keine "unüberlegten Straftaten" gibt, geben die Verfasser
jedoch auch gleich Verhaltenstips: "Wenn ihr ihn anruft, dann von der
Tel.zelle aus!" Dass die Neonazis ihre Datensammlungen durchaus zur
Organisierung von Terroranschlägen benutzen, zeigt das Beispiel des Neonazis
Kay Diesner. Dieser verübte einen Rohrbombenanschlag auf ein Berliner
PDS-Mitglied, welches zuvor in den Listen der "Anti-Antifa Kurpfalz"
aufgeführt wurde. Bei seiner anschließenden Flucht erschoß Diesner einen
Polizeibeamten.
Eng verbunden ist die "Anti-Antifa Saarpfalz" mit der
"Pfalzfront - Kameradschaft Karlsruhe". In deren Zeitschrift Pfalzfront
findet man dann auch Lobeshymnen auf den inhaftierten Kay Diesner. Auf Aufklebern
fordert die Pfalzfront unter anderem: "Freiheit für alle
Nationalsozialisten".
Als Kontaktadresse der "Anti-Antifa Saarpfalz" dient ein Postfach in
Ludwigshafen, über das weiteres "Infomaterial" angefordert werden kann.
Auf jW-Anfrage bei der Pressestelle der Deutschen Post AG sieht diese sich
rechtlich nicht in der Lage, gegen die Benutzung von Postfächern durch Neonazis
einzuschreiten, so lange diese "von Privatpersonen eröffnet werden".
Die Rechtsabteilung der Deutschen Post AG will nun aber prüfen, welche
Möglichkeiten es gibt, dies in Zukunft zu verhindern.
Quelle: Junge Welt vom 11.9.2000
Nachtrag:
Auf der Antifa-Antifa Mail waren nicht ein, sondern zwei Mitglieder unserer
Kreisorganisation mit Namen und Anschrift verzeichnet.
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