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Wohnung und Praxis Dr. Basch

In der Mozartsraße befanden sich Wohnung und Praxis des jüdischen Arztes Dr. Kurt Basch. Er war einer der fünfzig jüdischen Männer, die am Nachmittag des 10. November 1938 unter Schmährufen und begleitet von einer johlenden Menge zum Rot-Kreuz-Gebäude in der Augustastrasse (siehe Station 7) gebracht wurden.

E. Lüth berichtet wie er die Wohnung seines Freundes nach den Ereignissen der Reichspogromnacht vorfand:

"Ich fuhr zurück nach Kaiserslautern und fragte, was mit meinen jüdischen Freunden einer Arztfamilie geschehen sei. Der Doktor, ein selbstloser Helfer der Armen war verhaftet worden. Am Abend ging ich hin, über die Hintertreppe. Die Fensterläden waren demoliert. Dann stand ich im dürftigen Licht einer nackt an die Decke gehefteten Glühbirne, alle Lampen waren herabgerissen worden. Hunderte von Büchern lagen wie auf einem Scheiterhaufen in der Mitte des Raumes.

Ich konnte nicht viel mit der Frau reden, denn plötzlich schrillte die Hausglocke. Sie drängte mich ins Nebenzimmer, man konnte die Tür nicht schließen, da auch die Türklinke aus dem Schloß gerissen war und ich sah, was sich wenige Meter von mir abspielte.

Im Wohnzimmer stand ein Mann in Zivil. Er sagte:
"Ich wollte mich entschuldigen. Ich war einer der drei SA-Leute, die die Praxis des Doktors zerschlagen haben."

Die Frau blieb stumm. Der Mann sprach von seiner Tochter, die der Arzt aus schwerer Krankheit gerettet.

"Ich hatte nicht den Mut mich zu widersetzen, ich gehorchte, ich wollte meine Stellung nicht verlieren."

Es wäre schwierig eine solche Szene zu erfinden.

Da war das verwüstete Heim des Armenarztes, da standen die verlassene Frau des Verhafteten, der Handlanger des verbrecherischen Regimes, und ich, der Zeuge, der Freund um die eigene Sicherheit bangend, hilfsbereit und doch nicht sehr tapfer, im verdunkelten Nebenraum."


(Aus "Die Reichskristallnacht", Bonn 1959. Frankfurter Rundschau 7.7.79)

Dr. Kurt Basch wurde in das Konzentrationslager Dachau gebracht kam später frei, weil seine Frau nachweisen konnten, dass sie Deutschland verlassen würden. Nach 1945 kam Dr. Basch nach Kaiserslautern zurück und führte noch lange Jahre seine Praxis dort weiter. Er starb hochbetagt am 19. April 1992.



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